
DAS MÄRCHEN VON POLICHNITOS
Es war einmal, an einer flüsternden Küste am südlichen Rand des Golfs von Kalloni, ein Dorf, das zu bestehen schien aus dem warmen, ockerfarbenen Herzen der Insel selbst – Polichnitos. Auf sanften Hügeln gelegen und vom offenen Meer geschützt, entstand es dort, wo einst viele kleine Küstensiedlungen ihre Spuren hinterließen und im Landesinneren Zuflucht suchten. Sein Name soll sogar von diesen „vielen Spuren“ stammen – eine Erinnerung an Menschen, die Schutz vor Piraten und Stürmen suchten.
Die Häuser von Polichnitos tragen die Geologie der Insel wie einen Erzählerumhang. Lokale Handwerker meißelten den widerstandsfähigen, rotbraunen vulkanischen Stein – Ignimbrit – zu hohen Erdgeschossen, hölzernen Balkonen und stattlichen Herrenhäusern; schmale Gassen schlängeln sich dazwischen wie geheime Pfade in einem alten Buch. Aufgrund dieser charakteristischen, gut erhaltenen Architektur wurde Polichnitos in neuerer Zeit zu einer traditionellen Siedlung erklärt – ein Ort, an dem Stein und Handwerk die Vergangenheit lebendig halten.
Lange bevor wir es „modern“ nannten, durchliefen Polichnitos und die ganze Insel Lesvos die Seiten großer Reiche. Die Geschichte der Insel reicht zurück bis in die Antike und führt durch die byzantinischen Jahrhunderte; im Spätmittelalter fiel Lesvos unter die Herrschaft der genuesischen Familie Gattilusio, und später – mit dem großen Wandel der Geschichte, der den östlichen Mittelmeerraum prägte – unter die osmanische Herrschaft im 15. Jahrhundert. Diese langen Jahrhunderte hinterließen Schichten von Kultur und stille Denkmäler, die das Dorf bis heute bewahrt.
Doch das Dorf hütet ein Geheimnis, das dampft und singt: seine Thermalquellen. Seit Generationen steigen warme Mineralwässer aus dem vulkanischen Gestein – einige der heißesten Quellen Europas – und die Menschen kommen, um in ihrem Dampf Heilung und Ruhe zu finden. Diese Quellen wurden schon in osmanischer Zeit genutzt und haben in den letzten Jahren neues Leben gewonnen, da Wellness- und Spa-Projekte neue Wege eröffneten, innere Ruhe und Erneuerung zu erleben.
Polichnitos hat auch harte Zeiten und plötzliche Veränderungen erlebt – kalte Winter, die die Ernten prüften, Erdbeben, die Leben veränderten, und Wellen der Auswanderung und Rückkehr, die seine Bevölkerung formten. Doch jedes Mal, wenn das Unglück vorüberging, sammelte das Dorf seine Stücke und schrieb neue Kapitel: es verewigte die Namen seiner Handwerker in Stein, baute Glockentürme für die Kirchen und erfüllte die Luft mit dem Duft von Olivenpressen und Küchenfeuern.
Heute ist das Dorf ein lebendiges Geschichtsbuch: Ein Volkskundemuseum bewahrt den Alltag und die Werkzeuge vergangener Zeiten, die Kirche des Heiligen Georg hält ihren alten Dienst und ihr Holzwerk in Ehren, und die Reste alter Befestigungen erinnern daran, dass dieser sanfte Ort einst den Horizont im Blick behalten musste. Besucher gehen durch dieselben Gassen, die einst Kinder von Fischern und Olivenbauern kannten, sehen am Abend den Dampf der Quellen aufsteigen und spüren, wie Meer und Hügel einen Lebensrhythmus formen, der zugleich friedlich und unbeugsam lebendig ist.


Zwischen Sand und Dampf: Vatera, die Quellen und Vrisa in der Nähe von Polichnitos
Nur wenige goldene Herzschläge von Polichnitos entfernt verändert sich die Landschaft: Olivenhaine weichen weichem Sand, frische Meeresbrisen wehen, Dampf steigt neben Flüssen auf. Hier ist, was diese Gegend so bezaubernd macht.
Vatera Strand
Entfernung und Lage
Der Vatera-Strand liegt etwa 8–10 km südlich von Polichnitos — ungefähr 10 Autominuten.
Er ist der längste Strand von Lesvos und erstreckt sich über rund 8 bis 10 Kilometer Sandküste, umgeben von Hügeln, Vegetation, landwirtschaftlichen Flächen und blauem Meer.
Natur & Landschaft
Der Strand hat goldenen Sand, oft flache Uferbereiche für Schwimmer, Tamarisken entlang einiger Küstenabschnitte und schattige Plätze, wenn man sich ein wenig von den belebteren Abschnitten entfernt.
An beiden Enden des Vatera-Strandes fließen Flüsse: Almyropotamos (dessen Ursprung in der Nähe der Thermalquellen liegt) und Vourkos, die ins Meer münden und Feuchtgebiete, Schilf und Lebensräume für Vögel und andere Tiere schaffen.
Einrichtungen & Atmosphäre
Vatera kombiniert vieles: Einige Bereiche sind gut organisiert (Sonnenliegen, Sonnenschirme, Strandbars, Tavernen), besonders in der Nähe der Zugänge und Hotels. Andere Abschnitte sind unberührter, ruhiger.
Traditionelle Tavernen servieren frische Meeresfrüchte, lokale Küche und einfache Gerichte unter Pergolen oder Bäumen. Übernachtungsmöglichkeiten reichen von Familienhotels bis zu kleinen Apartments am Strand oder mit Meerblick.
Anerkennung & Besonderheiten
Vatera wurde mehrfach mit der Blauen Flagge für Sauberkeit und Sicherheit ausgezeichnet.
Es ist außerdem Teil eines größeren ökologischen Gebiets: des Vatera-Polichnitos-Feuchtgebiets, in dem über 100 Vogelarten beobachtet werden und in dem Flora wie Schilf, Olivenhaine, Kermes-Eichen, Pistazienbäume und Kiefern gedeihen.
Die Thermalquellen von Polichnitos (Therma)
Lage & Temperatur
Die Thermalquellen liegen ganz in der Nähe von Polichnitos: etwa 1 bis 1,5 km südöstlich des Dorfes.
Das Wasser an der Quelle kann sehr hohe Temperaturen erreichen — bis zu 87–95 °C an manchen Stellen.
Geologie & Wasserzusammensetzung
Diese Quellen treten zwischen vulkanischen Gesteinen und alten Seesedimenten hervor; tiefe Verwerfungen lassen Wasser hinabfallen, sich in der Nähe vulkanischer Aktivitäten erwärmen, mit Mineralien und Gasen anreichern und wieder aufsteigen.
Das Wasser ist chloriert, mit geringerem Natriumchloridanteil als Meerwasser (etwa dreimal weniger), einem Anteil von Meerwasser (~30%) und weiteren Mineralien wie Lithium, Eisenoxiden usw.
Gesundheit & Entspannung
Aufgrund der Temperatur und Mineralzusammensetzung sind diese Quellen für viele gesundheitliche Vorteile geschätzt: Hauterkrankungen, rheumatische und arthritische Beschwerden, Rücken- und Muskelschmerzen, gynäkologische Gesundheit, Entzündungen und einfach zur allgemeinen Entspannung.
Besuchererlebnis
Die Quellen liegen in einer malerischen Naturlandschaft, neben dem Fluss Almyropotamos, vulkanische Felsen gefärbt in Rot und Gelb durch Mineralablagerungen, teils mit Algen und kleinen Bächen, ruhige Pools (kühler in den Badebecken). Man hat das Gefühl, von Erde und Wasser zugleich umarmt zu werden.
Vrisa Dorf
Lage & Charakter
Vrisa ist ein kleines Dorf im südlichen Teil von Lesvos, etwa 50 km von Mytilini entfernt, ungefähr zwischen Polichnitos und Vatera.
Es gehört zur Gemeinde Polichnitos. Vrisa liegt nur wenige Kilometer nördlich von Vatera (etwa 5 km) und ist nahe genug, um sowohl den Strand als auch die Quellen zu genießen.
Besonderheiten & Geschichte
Vrisa hat enge Kopfsteinpflasterstraßen, alte traditionelle Häuser (einige wunderschön restauriert, andere brauchen Zeit), eine Kirche, kleine Tavernen, Läden und ein ruhiges, entspanntes Tempo.
Es beherbergt auch die Naturhistorische Sammlung von Vrisa in der alten Mädchenschule. Das Museum zeigt Fossilien von Tieren (Elefanten, Kamele, Nashörner usw.) aus der Zeit vor etwa 2 Millionen Jahren, alte Flora und Fauna, Mineral- und Gesteinsproben sowie zoologische und botanische Sammlungen von großem wissenschaftlichem Interesse.
Jüngste Herausforderungen
Im Juni 2017 wurde Vrisa durch ein Erdbeben (Stärke ca. 6,3) in der Nähe von Plomari schwer beschädigt. Viele Gebäude waren betroffen, und viele Dorfbewohner konnten nicht sofort zurückkehren, sodass Teile von Vrisa größtenteils unbewohnt oder auf Restaurierung warteten.
Wie alles zusammenhängt (Polichnitos + Vatera + Quellen + Vrisa)
Ausgehend von Ihrem Zuhause in Polichnitos sind all diese Wunder sehr nah: die Thermalquellen sind nur einen kurzen Spaziergang oder eine kurze Autofahrt entfernt (1–1,5 km), und der Vatera-Strand liegt nur etwa 8–10 km entfernt, sodass Strandtage leicht möglich sind. Vrisa liegt dazwischen und bietet eine friedliche Dorfatmosphäre in Reichweite von Meer und Quellen.
Wenn Sie morgens die Quellen genießen, nachmittags am Meer verbringen und abends durch die engen Straßen von Vrisa oder Polichnitos mit einem Abendessen in einer Taverne schlendern möchten — alles ist machbar. Es gibt Tavernen und einfache Restaurants in Vatera, in Polichnitos Stadt und Skala Polichnitou (Hafen) sowie kleine Läden in Vrisa. Frische Meeresfrüchte, Zutaten vom Bauernhof, Ouzo, lokaler Wein — die Esskultur ist reichhaltig.
Die Natur ist überall präsent: Feuchtgebiete, Vogelwelt (vor allem im Vatera-Polichnitos-Feuchtgebiet), Flüsse, Vegetation, Olivenhaine. Der Wechsel von Meer zu Fluss, von Wärme zu Schatten, ist sanft, aber bemerkenswert.


BEEINDRUCKENDE NATUR
TIERE & WILDE NACHBARN UM POLICHNITOS
In den Olivenhainen, an den Hängen, an den Ufern der Feuchtgebiete und im Mondlicht rund um Polichnitos erwecken viele Lebewesen dieses Land zum Leben.
Wilde Säugetiere & Waldfreunde
Die Füchse (Vulpes vulpes): Füchse durchstreifen die Hügel und Feuchtgebiete. Sie sind clever und werden oft in der Dämmerung oder Morgendämmerung gesehen. Einige Bauern erzählen Geschichten von Füchsen, die durch Hühnerställe schlüpfen, gelegentlich ein Lamm mitnehmen oder bei Erschrecken in den Schatten verschwinden. Selbst an ruhigen Nächten kann man ihre leisen Rufe über die Felder hören.
Die Galia – Persischer Eichhörnchen (Sciurus anomalus): Dieses wunderschöne Eichhörnchen ist etwas Besonderes. Es ist eines der seltenen Säugetiere auf Lesvos, der einzige Ort in Europa, an dem diese Art in ihrem natürlichen Lebensraum vorkommt. Agil und scheu springt es durch die Bäume und verschwindet, bevor man seinem Schwanz folgen kann.
Weitere Waldbewohner: Neben Füchsen und Eichhörnchen findet man Steinmarder (Martes foina), Mauswiesel (Mustela nivalis), Hasen (Lepus capensis), Europäische Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) und Igel (Erinaceus concolor). Jeder spielt eine Rolle: Nahrungssuche, Verstecken und das Gleichgewicht von Insekten und Pflanzen unterstützen.
Feuchtgebiete, Vögel & Flügel
Feuchtgebiete um Polichnitos & Vatera: Sie leben von Wasser, Schilf und Vögeln. Über 100 Vogelarten wurden im Feuchtgebiet Vatera-Polichnitos erfasst – darunter Reiher, Glanzibisse, Flamingos, Weißstörche, Säbelschnäbler, Schwarzstörche und viele Zugvogelarten. Im Frühling und Herbst füllen Flügel den Himmel.
Salinen von Polichnitos: Nördlich von Skala Polichnitos bilden Salinen und Teiche ein weitläufiges Feuchtgebiet von etwa 96 Hektar – fast die Hälfte der berühmten Kalloni-Salinen. Hier sammeln sich das ganze Jahr über Vögel: Watvögel, Flamingos, Brandgänse usw. Ein kleiner Weg um die Salinen ermöglicht nahe Beobachtungen der Vögel.
Reptilien, Amphibien & kleine Kriechtiere
Reptilien & Schildkröten: Süßwasser- und Sumpfgebiete sowie trockenere Büsche beherbergen viele Reptilien: Landschildkröten, Teichschildkröten (Balkan-Teichschildkröte Mauremys rivulata, Europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis), verschiedene Schlangenarten (einige harmlos, eine giftige Art – die Osmanische Viper Vipera xanthina) sowie zahlreiche Eidechsen und Geckos.
Amphibien: Frösche und Kröten sind nahe Flüssen, Teichen und in grüneren Flächen häufig anzutreffen. Beispiele sind die Europäische Grüne Kröte, Erdkröten und andere.
Weitere Tiere & Meeresnachbarn
Fledermäuse & Nachtflüge: Mehrere Fledermausarten fliegen nachts. Auf Lesvos gibt es eine endemische Unterart der Kleinen Mausohren-Fledermaus. Sie erwachen nach Sonnenuntergang und jagen Insekten über Dörfer und Haine.
Meeresleben & Robben: In der nahegelegenen See gibt es Delfine (Gewöhnlicher Großer Tümmler, Streifendelfine usw.) und selten die Mittelmeer-Mönchsrobbe (Monachus monachus), eine der gefährdetsten Meeressäugetierarten Europas, in Küstenhöhlen. Wer still beobachtet, kann sie gelegentlich sehen.
Insekten, Schmetterlinge, Bienen & Libellen: Die Insel summt am Mittag und brummt in der Dämmerung. Über 80 Schmetterlingsarten, Hunderte Wildbienenarten und Dutzende Libellenarten fliegen an Flüssen, Sümpfen und Teichen. Ihre Farben und Bewegungen verleihen vor allem an den Rändern der Feuchtgebiete einen Hauch von Magie.
Wie all diese Kreaturen das Leben in Polichnitos prägen
Stellen Sie sich vor, Sie wachen in Polichnitos auf: Olivenbäume fangen das Licht ein, die Luft ist warm vom Meereswind, und in der Ferne zwitschern Vögel von den Salinen. Am Mittag könnte ein Fuchs am Dorf vorbeischleichen oder man hört das Rascheln von Eichhörnchen in den Blättern. In der Dämmerung beginnen die Fledermäuse; nahe dem Wasser rufen Frösche; im Frühling ziehen Zugvögel über das Dorf. Die Feuchtgebiete sind sowohl Lebensraum als auch Bühne: Schilf bewegt sich im Wind, Wasser spiegelt den Himmel, und alles – von Insekten bis zu Reihern – spielt seine Rolle.